Kuba Tag 17-20 – Von Caibarien nach Havanna

Foto und Video Tour der Sehenswürdigkeiten von Havanna

09.02.2016 – 12.02.2016. Die letzte Station unserer Backpacker-Kubarundreise empfängt uns nach vierstündiger Fahrt mit windigem Wetter und bei 19 Grad Höchsttemperatur.

Havanna – die Foto- und Videotour

Inhaltverzeichnis

Aus östlicher Richtung kommend, folgen wir kurz vor der Stadt der Beschilderung “Tunel”  und werden damit auf den 8 Kilometer langen Malecon geleitet. Die Küstenstraße zählt zu den Attraktionen Havannas und ist die bekannteste Promenade Kubas. Hier treffen sich Touristen und Kubaner gleichermaßen – genießen je nach Wetterlage den Ausblick auf den Atlantik.

Bei rauer See wird die Passage für die Autofahrer allerdings zur Herausforderung. Das Meer schlägt mit Wucht gegen die baufällige Begrenzungsmauer des Malecon. Meterhohe Wellen türmen sich bis weit über die Fahrbahnmitte. Nicht selten muss deshalb die innerstädtische Verbindung von Ost nach West komplett für den Autoverkehr gesperrt werden.

Kleiner Tipp für die Orientierung in Havanna: Straßenschilder im herkömmlichen Sinne gibt es keine. Alternativ findet Ihr kleine Steinpyramiden an jeder Kreuzung, in der die Nummer der Avenida (senkrecht verlaufend) und die der Calle (waagerecht verlaufend) eingemeißelt sind. Das auf den ersten Blick verwirrende Straßennetz ist wie ein Schachbrett aufgebaut und erleichtert somit erstaunlich die Orientierung.

Havanna – zwischen Verfall und Zuversicht

Die quirlige Hauptstadt präsentiert sich 2016 mit unerträglichen Autoabgasen und Baulärm. Von den Hochglanzmotiven der Reisveranstalter ist wenig zu sehen. Vom Verfall, dem Dreck und Schmutz, abseits der Touristenpfade, hingegen viel.

Als erste Adresse Havannas gilt das Capitolio – ein monumentales Symbol der neokolonialen US-Herrschaft. Das Gebäude ist eines der weltweit existierenden Kopien des Weißen Hauses in Washington. Es liegt sprichwörtlich direkt vor der Haustür des Klassenfeindes und erinnert bis in die Gegenwart an Misswirtschaft und Unterdrückung in Kuba.

In unmittelbarer Nähe des Capitolio befindet sich das „Grand Theatro de Habana“, das Staatstheater. Insbesondere in den Nachtstunden bietet die beleuchtete Kulisse einen stimmungsvollen Anblick. Dessen ausladende Bauweise manifestiert den Ende des 19. Jahrhunderts auf Kuba herrschenden Wohlstand. Dank finanzkräftiger Zuckerbarone entstanden imposante und filigrane Fassaden. Bis auf wenige Ausnahmen ist davon in Havanna kaum noch etwas zu sehen.

Nach Schätzungen leben in Havanna auf 700 Quadratkilometern 2,1 Millionen Menschen. Die Dunkelziffer dürfte jedoch um ein Vielfaches höher ausfallen. Und das bedeutet: akute Wohnungsnot. Bedingt durch die marode Bausubstanz stürzen in Havanna jährlich über 1000 Häuser ein. Oft wohnen 10 Personen in nur einem Raum und Gemeinschafts-Toiletten für ein ganzes mehrstöckiges Haus sind keine Seltenheit.

Allerdings entspricht die Behauptung, dass der Sozialismus auf Kuba maßgeblich am Verfall der Häuser Verantwortung trägt, nicht der Wahrheit. Bereits vor 1959 befand sich das Zentrum in einem desolaten Zustand. Es gab sogar Pläne die Altstadt Havannas komplett abzureißen.

Der Kubaner an sich versteht es indes vorzüglich dem Restriktiven von Mangel an fast allem ein Schnippchen zu schlagen. Sehr gern musiziert, tanzt und singt er und kann dabei offensichtlich vergessen, dass die Bausubstanz des Hauses, in dem er wohnt, nur vielleicht den nächsten Hurrikan übersteht.

Havanna – El Christo

Der eigentliche Tourismus trifft sich am Eingang zur Altstadt. Es ist das koloniale Zentrum Havannas. Ganze Heerscharen von Gästen der Kreuzfahrschiffe bevölkern den Plaza des Amras, den ältesten Platz mit angrenzendem Büchermarkt. Nicht minder beliebt ist der Plaza San Franzisco oder das Castillo de la Real Ferzi – eine Verteidigungsanlage der Spanier.

Denn hier und genau nur hier, ist es dem kubanischen Staat gelungen, die zu großen Teilen aus der Zeit der spanischen Eroberer stammenden Gebäude zu restaurieren. In Anerkennung dessen erkor 1982 die UNESCO Havannas Altstadt zum Weltkulturerbe.

El Christo ist eine 30 Meter hohe und auf Staatskosten restaurierte Marmor-Statue. Sie steht am gegenüberliegenden Ufer der Altstadt und gilt als Wahrzeichen von Havanna. Der Blick von hier ist absolut toll. Das dafür Eintritt gezahlt werden muss, ist weniger schön.

Havanna – Oldtimer, Waggons & Guns

Kuba hat nicht nur den größten Teil an über Hundertjährigen weltweit, sondern vermutlich ebenso die meisten Oldtimer. Eine zweistündige Fahrt mit einem mal mehr oder weniger gut restaurierten Cabrio ist allerdings zwiespältig einzustufen. Einerseits entsteht ein tolles Gefühl aus wahr gewordenem Traum von Blech und Leder, andererseits sind die Abgase in der Stadt für Kat-Verwöhnte unerträglich. Wirkliches Urlaubsfeeling kommt bei uns nicht auf.

Nicht alle Oldtimer sind natürlich so gut in Schuss wie die in Havanna. Deren Besitzer haben die Zeichen der Zeit, die kommende Marktwirtschaft, schnell erkannt. Sie nutzen die Gunst der Stunde, das Lockern der staatlichen Zügel, für abgefahrene Phantasiepreise. Mit verschmitztem Lächeln wird versucht, den Touristen die begehrte, konvertierbare Währung aus der Tasche zu ziehen. 45 CUC für eine zweistündige Fahrt sind für kubanische Verhältnisse eine mehr als stolze Summe. Hier heißt es Verhandlungsgeschick beweisen.

Zieht man den Monatsverdienst eines Arztes von 250 CUC in Relation, wird schnell klar, wie groß sich die tatsächliche, wirtschaftliche Schieflage Kubas darstellt. Trotz hohem Bildungsniveau arbeitet jeder zweite Akademiker nicht in seinem Beruf. Es macht momentan mehr Sinn eine Casa Particular zu betreiben, als in Wirtschaft und Forschung zu arbeiten….

Ansehenswert ist der Mambi-Waggon. Er beherbergt das Berühmteste Eisenbahnabteil der Insel. 1900 in den USA gebaut, fuhren damit ausschließlich Staatspräsidenten und Vertreter der High Society durch das Land. Fidel Castro ist jedoch nie in dem Eisenbahnwagen mitgefahren.

In unmittelbarer Nähe: Fidel Castros großes Hobby war in vergangenen Tagen die Jagd. So nutzte er bei diversen Staatsbesuchen in der ehemaligen Sowjetunion die Gelegenheit, um vor allem Großwild zu schießen. Neben zahlreichen Trophäen können wir einen Blick auf Castros umfangreiche Waffensammlung werfen.

Havanna – der Platz der Revolution

Eine Stadtrundfahrt mit dem hop on hop off-Bus ist anzuraten, aber kein wirkliches Erlebnis. Der Verkehr in der Innenstadt staut sich und es werden dabei hauptsächlich diverse Hotels angefahren, die an der Peripherie von Havanna liegen.

Geradezu als Vorzeige-Klischee für die Machtentfaltung der Sowjetunion gilt der betonierte und von den Dimensionen her riesige Platz der Revolution. In dessen Zentrum befindet sich die mit 17 Metern größte José Martí -Statue des Landes. Der kubanische Poet und Schriftsteller ist ein Nationalheld und steht wie kein anderer als Symbol für den Unabhängigkeitskampf des Landes. Marti wird sogar mehr Bedeutung zugemessen als Castro.

Umringt von Neubauten, die zum Teil unter Batista errichtet sind, wird dieser Platz an Nationaltagen für Aufmärsche mit Millionencharakter genutzt. Er reiht sich damit nahtlos in die Kategorie „Roter Platz“ oder Chinas „Platz des Friedens“ ein.

Havanna – big brother watching you

Als guter Aussichtspunkt bietet sich das Gebäude der Camara Oscura an. Es steht am Eingang der Plaza Viera. Das technische Wunderwerk ist auf einem 35 Meter hohen Turm installiert. In die dazugehörige Dunkelkammer wird ein 360-Grad Livepanorama der Altstadt projiziert. Visuell ein technisch beeindruckendes Erlebnis.

Havanna – wo der Hund begraben liegt

Ungefähr jeder achter Kubaner ist über 65 Jahre alt und mindesten 1 Million Menschen sind auf dem größten Friedhof Lateinamerikas, dem zugleich Drittgrößten der Welt, beigesetzt. Mehr als 20 Kilometer beträgt das gesamte Wege- und Straßennetz des Christobal Colon. Auf dem 1886 gegründeten Totenacker fahren private PKW’s und selbst die Busse des Nahverkehrs. Viele Gräber sind geradezu imposante Gebäude. Die Farbe Weiß ist allgegenwärtig und es gibt gewaltige Marmormonumente. Selbst kleine Pyramiden erinnern an Menschen und deren besondere Taten. Eines der größten Grabmäler wurde zu Ehren der Feuerwehrmänner errichtet, die 1890 bei einem Großbrand in Havanna ums Leben kamen.

Auch Ibrahim Ferrer Planas, der Sänger des berühmten Band „Buena Vista Social Club„, ist auf dem  Christobal Colon beigesetzt. Neben Wundertätigen und vielen, großen Persönlichkeiten liegt auf dem Christobal Colon auch Havannas berühmtester Vierbeiner begraben. Der Hund Rinti war seinem Frauchen so treu, dass er die Nahrung verweigerte, bis er selbst dahinschied.

Havanna – das Hotel Nacional

Das Hotel Nacional thront wie ein Schloss auf einem Hügel der Stadt. 1930 erbaut, verkörpert es über die Zeit Geschichte. So besprachen hier nach dem 2. Weltkrieg die Mafiagrößen wie sie Havanna für den Drogenhandel und die Prostitution verwandeln könnten.

Neben Frank Sinatra, Winston Churchill oder Marlon Brando logierte auch Johnny Weissmüller im Hotel Nacional. Und Kenner von Kino und Film wissen: es ist der Mann mit dem Tarzan-Schrei. Von seinem Zimmer im ersten Stock soll der Olympiaschwimmer in den Pool gehechtet sein. Legende oder Wahrheit? Eine nette Anekdote ist es auf jeden Fall.

Caibarien – Havanna – Die Route

  • Entfernung: 329km
  • Dauer: ca. 4h

Havanna – Unterkunft Casa Martha

Martha ist eine nette, ältere Dame. Sie steht voll im Leben und es würde wohl schwer fallen, Martha nicht ins Herz zu schließen. Ihre Casa, die sie gemeinsam mit Tochter und Sohn verwaltet, liegt ca. 7km westlich vom Zentrum, im Bezirk Miramar. Hier haben hauptsächlich Botschaften ihren Sitz und es ist gleichzeitig das Viertel, in dem die neue Oberschicht Havannas wohnt.

Zuerst waren wir nicht ganz glücklich mit der Wahl, da die Entfernung bis zum eigentlichen Zentrum doch ein ganzes Stück beträgt. Jedoch in Anbetracht des Gestanks der Autoabgase und dem Lärm der Innenstadt bis weit nach Mitternacht, relativierte sich das. Wer etwas ruhiger, mit besserer Luft und nahe am Meer schlafen möchte, sollte diese Casa in betracht ziehen. Die einfache Fahrt mit dem Taxi in die Nähe des Capitolio kostet zwar 3 CUC und kann je nach Lust, Laune sowie Uhrzeit auch 10 CUC betragen, aber das war es uns wert. Thats Havanna.

Martha’s Wohnung verfügt über einen Kuba typischen Aufenthaltsraum mit Couch, Tisch und TV. Hier wird gelebt und gegessen. Die gemütlichen, großen und sauberen 2 Gästezimmer nutzen ein gemeinsames Gästebad mit Toilette. Ein Zimmer verfügt über ein großes Doppelbett, in dem anderen stehen zwei Einzelbetten. Beide Räumlichkeiten verfügen über einen Kühlschrank und Klimaanlage. Somit ist die Casa ideal für Gruppen bis zu 4 Personen. Insgesamt haben wir für 3 Nächte 120 CUC + Frühstück gezahlt.

Reservierungen können unter: AirBnB (inkl. 18€ Reiseguthaben) Tel: (+53)  52763012 (nur spanisch) oder via isisone@libero.it (Marthas Tochter lebt in Italien und spricht englisch) vorgenommen werden.

Wetter in Havanna

Fazit:

Havanna sehen und sterben? Nein, danke! Im Nachhinein betrachtet empfanden wir drei Nächte in der Stadt als too much. Wer allerdings Hektik und Lärm im weitesten Sinne mag, für den ist Havanna ein must see.

Last but not least: noch sind auf Kuba Bildung, das Gesundheitswesen, der Nahverkehr und selbst einige Grundnahrungsmittel per Lebensmittelkarte für die Bürger kostenlos. Damit ist es verständlich, dass sich die Euphorie des zaghaften Wandels mit der Angst vor radikaler Veränderung die Wage hält. Doch etwas zeichnet sich bereits jetzt ab: der Gewinner des gesellschaftlichen Kurswechsels wird die Gesetzmäßigkeit des kapitalistischen Systems werden. Und das wiederum wird vor allem der kleine Mann auf der Straße, der unter Castro nicht gut aber auch nicht wirklich schlecht lebt, zu spüren bekommen. „Viva la revolution“